So zauberhaft wie die Figuren von The Wooden Theatre sind, ist auch der zugehörige Onlineshop gestaltet. Wir sprachen mit den Initiatoren Manuela und Wanja Olten unter anderem darüber, wie sich traditionsbewusste Produkte online verkaufen lassen – und welche Chancen dies zur Wiederbelebung verloren geglaubter Künste bietet.
Wie kam es zur Idee, die alte Kunst der Wattefiguren wiederzubeleben und diese zu vertreiben?
Schon seit langer Zeit verfolgt Manuela die traditionellen, volkstümlichen Handwerkskünste im Bereich Weihnachtsschmuck. Insbesondere die Arbeiten aus Sonneberg und Lauscha in Thüringen haben es ihr angetan. Im Rahmen ihrer Recherche nach weiterem antiken Weihnachtsschmuck ist Manuela auf Wattefiguren gestoßen. Deren gestalterische Vielfalt, kombiniert mit einfachsten Materialien, haben Manuela besonders beeindruckt – ihr wurde klar, dass sie diese Kunst für sich wiederbeleben wollte. Leider gibt es keine Überlieferung der Herstellung. Nach vielen Versuchen – unter anderem mit Watte aus dem Drogeriemarkt – konnte sie das richtige Material finden und die richtige Technik entwickeln.
Diese neuen kleinen Kostbarkeiten sollten nicht in der Vitrine verschwinden, sondern mehr Aufmerksamkeit verdienen. Der Schritt zu einem Onlineshop zeichnete sich ab. Und mittlerweile bestellen Kunden aus der ganzen Welt.
Warum haben Sie den Vertrieb über einen Onlineshop gewählt? Und wie machen Sie potenzielle Kunden auf diesen aufmerksam? Viele dürften gar nicht wissen, dass es diese Kunstform überhaupt gibt..
The Wooden Theatre ist die Weiterentwicklung eines bereits seit 2009 bestehenden Onlineshops und Blogs: juime.de. Es gab bereits einen kleinen und feinen Kundenstamm. Nachdem uns in 2012 klar wurde, dass Manuela sich auf die Fertigung von Wattefiguren konzentrieren möchte, wuchs das Bedürfnis nach einer neuen Marke. „The Wooden Theatre“ ist seit April 2014 zur sprichwörtlichen „Bühne“ für all die kleinen Charaktere geworden, die in unserem Atelier entstehen. Und sie fühlen sich hier sehr wohl!
Als zentrales Instrument im Marketing verstehen wir den Blog (blog.thewoodentheatre.de), der sich glücklicherweise steigender Zugriffszahlen erfreut. Tatsächlich lag hier das größte Risiko im Umstellprozess verborgen: der vorangehende Blog von Manuela war sehr erfolgreich und hat uns immer wieder neue Kunden aus aller Welt beschert – ein direktes Fortführen war leider nicht möglich.
Zusätzlich zum Blog sind die klassische PR-Arbeit, Anzeigen in Blogs, ein Newsletter und kleine Ausstellungen gut für mehr Traffic im Webshop. Auch ein kleines Netzwerk von Wiederverkäufern schafft entsprechende Resonanz.
Ihr Shopdesign passt perfekt zu den kleinen Kunstwerken. Wie ist das Designkonzept entstanden? Und wie sind Sie technisch vorgegangen?
Durch die Fokussierung der Marke auf das Thema „Theater“ konnten wir eine umfassende Markenwelt schaffen. Weil der Kundenstamm zu 95% weiblich ist, fällt die Prägung der Marke in Rosa und in Form einer zeitgemäßen Nostalgie aus. Zusätzlich wollten wir nicht auf plakative Elemente verzichten, so haben uns für eine beinahe monochrome Farbgebung in allen Bereichen des Shops und des Blogs entschieden. Auf diese Weise verbinden wir Emotionalität mit einem dennoch ruhigen Gesamtaufbau, um die Produkte optimal zu präsentieren.
Als weitere starke Komponente versteht sich das typografische Konzept. Wir haben uns von der Welt der US-amerikanischen Wanderzirkusse bis 1950/1960 inspirieren lassen. Es war uns auch sehr wichtig, dass der Shop durchgängig das typografische Konzept abbilden kann.
Die Templates basieren auf unserem Theme Hamburg, haben aber dennoch ein sehr eigenständiges Erscheinungsbild. Warum wurde der Ansatz über ein Child-Theme gewählt, statt die komplette Eigenentwicklung?
Wir haben lange nach einer einfachen aber dennoch für unsere Bedürfnisse möglichst vollständigen Lösung gesucht, die zu dem auch noch die Normen deutscher Rechtsprechung beinhaltet. Tatsächlich hat sich im Vorfeld für uns nicht abgezeichnet, dass wir das Theme doch ziemlich grundlegend anpassen mussten, um formal zum richtigen Ergebnis zu kommen. Hinsichtlich der Funktionalität waren wir von Hamburg überzeugt – und haben hier relativ wenig eingreifen müssen. Da hat „Hamburg“ mit seiner Klarheit und Neutralität gut als Ausgangsbasis gepasst.
Hatten Sie bereits Erfahrung in der Umsetzung von WooCommerce-Projekten? Wie leicht oder schwer fiel Ihnen der Einstieg?
Das war ein langer Weg. WooCommerce war für uns vollständig neu. Wir kamen über den vorangehenden Webshop „juime.de“ aus einer Eigenentwicklung, die für den Start 2009 wirklich gut war, die jedoch mit wachsender Produktmenge so manche Tücken hatte – insbesondere beim Backend. Immerhin sind stets zwischen 300 und 400 Unikate online.
WooCommerce war interessant, weil es uns hinsichtlich der Funktionalität und der Gestaltung viel Freiraum geboten hat. Zugleich bietet es ein gutes, einfaches Backend “out-of-the-Box” an. Wir sind Gestalter und keine Programmierer. Auf der Suche nach einem richtigen Webshop hatten wir alle uns bekannten Optionen berücksichtigt: fancy Mietshops (BigCartel, Tictail, Shopify) aber auch eigenständige Lösungen wie Magento oder Presta. Wichtig war uns, dass wir Modifikationen selbst erledigen können und keine externen Shopsystem-Spezialisten brauchen. Außerdem wollten wir einen eigenen Server verwenden.
WooCommerce limitierte uns am wenigsten und war im Vergleich zu anderen Lösungen sicherlich die einfachste. Wir hatten beinahe keine Vorkenntnisse und mussten eine steile Lernkurve nehmen, um die Grundfunktionalitäten überhaupt zu verstehen. Mit der Hilfe unseres Programmierers Ulrich Grundstein aus Bochum und seiner großen Geduld konnten wir tatsächlich – nach und nach – das ein oder andere Element ganz eigenständig verändern.
Gab es besondere Herausforderungen bei der Implementierung, wie haben Sie diese gemeistert?
Aufgrund der Konstruktion – der Blog läuft unter einer eigenen Sub-Domain in einer eigenen WordPress-Installation – gab es eine Menge Anpassungen im Blog (zum Beispiel Anpassen der Optik der Bild-Pop-Ups an das Aussehen des Shops). An zahlreichen Stellen, an denen eine Umgestaltung nötig wurde, mussten Elementreihenfolgen und Float-Verhalten verändert werden. Mehr aufgehalten als gedacht haben uns auch die Angaben zu Mehrwertsteuer und Versandkosten im Bestellprozess. Die Mehrsprachigkeit können wir noch nicht nutzen, weil das aktuell nur mit getrennten Produktdatenbanken funktioniert – was bei Unikaten zu Problemen führt.
Der Blog zum Shop erlaubt einen sehr persönlichen Blick hinter die Kulissen und in die Entstehungsgeschichte der Figuren. Welche Resonanz erhalten Sie auf den Blog und den Shop? Gibt es bereits feste „Fans“ der neuen alten Kunstform?
Die Reaktionen beim Launch des Shops fielen sehr gut aus. Immerhin mussten sich unsere bestehende Kunden an eine neue Marke und ein neues Angebot gewöhnen. Die Kunden und Interessenten sowie ein funktionierendes Netzwerk an Bloggern sind uns glücklicherweise treu geblieben – wir mussten nicht wirklich bei Null anfangen. Gerade in unserer Heimatstadt Offenbach stoßen wir immer wieder auf offene Ohren, viele Interessenten sprechen uns von sich heraus an.
Unser Kundenkreis wächst langsam aber stetig – insbesondere das stets sehr persönliche Feedback unserer Kunden macht uns wirklich froh. Wir verkaufen ein Produkt, zu dem man wenig Überzeugungsarbeit leisten muss – entweder man mag die Wattefiguren von Manuela oder man mag sie nicht.
Ein paar Worte zu Ihnen und Ihrem Hintergrund?
Die Offenbacher Diplom-Designerin Manuela Olten ist Kinderbuch-Illustratorin, Gestalterin im Handwerk und Fotografin. Ihr Ehemann Nikolaus Wanja Olten ist Gestalter mit dem Schwerpunkt Unternehmensidentitäten. Beide haben an der HfG Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main studiert.