Einen Onlineshop betreiben bedeutet auch, sich gegen Amazon zu behaupten. Doch du kannst die Strategien des Riesen nachahmen. Wir zeigen dir mögliche Lösungsansätze, inklusive der passenden Plugins für WooCommerce.
Mittels sogenannter A/B Tests findet man schnell heraus: Je mehr ein Webshop sich an Amazon orientiert, umso höher fallen in der Regel die Umsätze aus. Das liegt an der für den Nutzer gewohnten Umgebung, dem vertrauten Design sowie der einfachen Bedienbarkeit. Von welchen Innovationen des Unternehmens aus Seattle kannst du am meisten profitieren? Und wie lassen sich diese in deinen Shop integrieren?
1. Kunden fragen Kunden
Wenn du privat bei Amazon einkaufst, kennst du vielleicht den Effekt: In der Sektion “Kundenfragen und -antworten” wird dir meist eher geholfen, als in den oft spärlichen Beschreibungstexten der Hersteller oder Marketplace-Händler. Natürlich sollst du deswegen deine Produkttexte ausführlich und hilfreich gestalten, dazu später mehr. Dennoch hilft dir eine öffentliche Frage-Antwort-Sektion auf deinen Produktseiten:
- Du lernst, welche Fragen deine Kunden an ein Produkt stellen, und kannst so deine Texte immer weiter verfeinern. Auch für die Markt- und Produktforschung ist dies sehr hilfreich.
- Eventuell erfährst du so auch mehr darüber, warum die Besucher deine Produktseite wieder verlassen, den Warenkorb bzw. Kauf nicht abschließen etc.
- Besonders wichtig: Deine Besucher nutzen meist ganz andere Wörter in den selbst erstellten Fragen und Antworten, als du es tust. Das ist wichtig für das SEO. Denn jeder neue hinzukommende Text mit unterschiedlichen Begriffen erschließt dir auch einen neuen Nischen-Suchmarkt bei Google & Co.
- Die Kommentarfunktion signalisiert, dass du offen gegenüber Hinweisen und Fragen bist. Das stärkt die Zufriedenheit deiner Besucher und die Kundenbindung. Allerdings kann natürlich auch Kritik anfallen, wenn deine Produktbeschreibungen schlecht sind, oder das Produkt seine Versprechungen nicht einlöst.
Hier das Beispiel einer Q&A-Sektion (“questions and answers”) bei Amazon:
Als Plugins für WooCommerce und WordPress sind verfügbar:
- YITH WooCommerce Questions and Answers
- Answerbase Product Q&A for Woocommerce
- DW Question & Answer
- CM Answers
Wir haben diese jedoch nur teilweise überprüft. Du solltest alle Plugins dieses Beitrags gut auf einem separaten Testsystem ausprobieren, bevor du sie in deinen Liveshop integrierst. Denn sie greifen teilweise tief in deinen Shop und deine Datenbank ein.
Hinweis: Wie ein solcher Test funktioniert, und wie du eine geeignete Testumgebung mittels Staging aufbaust, das verraten wir dir in diesem Blogbeitrag.
2. Funktion “Ebenfalls gekauft”
Eine der beliebtesten Sektionen bei Amazon ist der Bereich “Kunden, die diesen Artikel gekauft/angesehen haben, haben auch gekauft/angesehen”.
Ähnliches gilt für die Funktion “Wird oft zusammen gekauft”. Es gibt Plugins, welche verwandte bzw. passende Produkte automatisch zusteuern, beispielsweise auf der Grundlage der passenden Produktkategorie oder der Tags. Manche nutzen gar semantische Verfahren und vergleichen dabei ähnliche Produktnamen. Diese sind jedoch meist sehr langsam.
Am aufwendigsten – aber auch am interessantesten – ist die händische Zusteuerung, bei der du je Produkt passende Waren aussuchst:
- Du kannst damit Produkte anzeigen lassen, die sich in einer anderen Kategorie bzw. Logik befinden, und die dennoch oft zusammen gekauft werden
- Du bist unabhängiger von deiner Produktstruktur
- Wähle jene Waren aus, die besonders oft zusammen im Warenkorb landen, und die damit auch deinem Umsatz dienen
- Überprüfe dabei regelmäßig, ob sich das Kaufverhalten geändert hat, ob du die Kombinationen also anpassen musst
Wenn ein Produkt nicht mehr vorrätig ist, musst du ebenfalls reagieren. Bei einem stabilen und überschaubaren Produktsortiment kann dir die manuelle Variante aber zusäzliche Einnahmen bringen. Empfehlungsmarketing funktioniert auch über spezielle Nischen-Kategorien, wie hier bei pinkmilk, zum Thema “Geschenkideen zur Einschulung”:
Hier eine kleine Auswahl an Erweiterungen für WooCommerce, die auf eine innere Logik und/oder die händische Zusteuerung setzen:
- Custom Related Products: Das kostenfreie Plugin ist sehr einfach zu bedienen. Direkt nach der Installation steht dir bei den Produktdaten unter ein neuer Menüpunkt “Related Products” zur Verfügung. Damit steuerst du die Auswahl der Sektion “Ähnliche/Verlinkte Produkte” von WooCommerce.
- WooCommerce Products Slider: Ebenfalls kostenfrei. Das Werkzeug ermöglicht die Einbindung eines Empfehlungs-Sliders, via Shortcode, PHP oder Widget. Du kannst dich dabei zwischen mehreren Designvarianten entscheiden.
- WooCommerce Conditional Content: Diese Erweiterung dient nicht der direkten Einbindung von Produktempfehlungen. Man kann damit jedoch dynamisch Content wie Produktnachrichten, Sonderaktionen, Empfehlungen, Werbung etc. einblenden. Besonders interessant: Diese Shop-Nachrichten lassen sich nach Bedingungen wie Nutzer/Kunde, Rolle des Nutzers, im Warenkorb enthaltene Produkte, Verfügbarkeit u.v.m. zusteuern.
- Product Bundles: Der Name ist Programm – erstelle Bundles aus einfachen und/oder variablen bzw. herunterladbaren Produkten. Spezielle Variationen lassen sich dabei herausfiltern, die Präsentation der enthaltenen Waren – im Vergleich zur Einzeldarstellung – anpassen.
- Recommendation Engine: Die Funktion “Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen” lässt sich damit ebenso umsetzen, wie die Anzeige ähnlicher Produkte, die gerne zusammen gekauft werden.
Produktempfehlungen kannst du auch mit den Bordmitteln von WooCommerce realisieren, jedoch nur in einem weitestgehend manuellen Prozess. Eine entsprechende Anleitung findest du hier.
Tipp: Gelungene Praxisbeispiele aber auch WordPress-Werkzeuge zum Empfehlungsmarketing mit WooCommerce findest du in unserem Blogbeitrag Cross-Selling und Produktempfehlungen im Onlineshop.
3. Zielführende Produkttexte
Der Erfolg deines WooCommerce-Shops steht und fällt mit den Produkttexten. Nicht nur deine Kunden merken es, wenn du mit lieblosen Beschreibungen oder Copy & Paste arbeitest – auch Google straft solche Freveltaten ab. Doch wie genau funktioniert nun eine gute Produktbeschreibung? Vorab solltest du dir folgende Punkte überlegen:
- Wie kann mein Produkttext Fragen beantworten, deren Antworten nicht aus den Bildern ersichtlich werden?
- Wie finde ich überhaupt heraus, was meine Kunden wissen wollen, oder warum sie noch Zweifel haben?
- Ist meine Produktbeschreibungen mit den enthaltenen Keywords relevant für Google? Wie kann ich passende Keywords herausfinden?
- Mit welchen Inhalten kann ich Emotionen vermitteln, und eine Geschichte erzählen (“Storytelling”)?
- Wie sieht ein sinnvoller Aufbau aus, über welchen roten Faden muss ein Produkttext verfügen?
Dieser Produttext von Maschen & Mäuse beispielsweise nimmt die Beantwortung möglicher Fragen vorweg, und wirkt dabei sehr locker:
Wir haben unter Wie du mit den richtigen Produktbeschreibungen das Beste aus deinem Shop herausholst eine komplette Anleitung für dich zusammengestellt, die dir bei der strukturierten Erarbeitung zielführender Texte hilft.
Tipp: Wie sich Storytelling in einem Onlineshop besonders kreativ umsetzen lässt, vermitteln dir unsere Praxisbeispiele zum Onlineshop-Trend Narrative Retailing.
4. Amazon Layout
Wenn du Stammkunden gewinnen willst, brauchst du ein eigenständiges und unverwechselbares Shop-Design. Mit einem entsprechend prägnanten Logo, aussagekräftigen Bildern, deiner eigenen Corporate Identity, Farben die dazu passen etc. Es hilft dann also wenig, einfach nur das Erscheinungsbild von Amazon nachzuahmen.
Trotzdem kannst du dich am generellen Layout des Marktplatzes orientieren, also an der typischen Anordnung der einzelnen Elemente. Das betrifft beispielsweise die Anordnung und ungefähre Größe der Produktbilder, die Platzierung des Warenkorb-Buttons oder die Produkt-Kurzbeschreibung. Auch wenn die Amazon-Produktseiten sehr überladen wirken, hat der Konzern deren Effizienz und Konversion immer wieder optimiert. Zudem bietet die grundlegende Struktur deinen Kunden eine gewohnte Umgebung:
Der eCommerce-Experte Franz Sauerstein hat für uns in einem Interview zusammengefasst, welche gängigen Konventionen für Onlineshops im Allgemeinen gelten:
- Das Warenkorbicon sollte in der Regel oben rechts stehen
- Das Hauptmenü immer sichtbar in der Kopfzeile
- Für das Logo empfiehlt sich die klassische Position oben links
- Lange Texte müssen durch Listen und Zwischenüberschriften aufgelockert werden
- Die wichtigstes Zahlungsweisen sollten deutlich erkennbar sein
Mehr zur effizienten Gestaltung erfährst du in seinem Beitrag Klare Fokussierung für Onlineshops sowie in unserem Wochenbeitrags-Spezial zum Thema WooShops im Amazon-Stil.
Hinweis: Das richtige Blog- oder Shop-Theme für WordPress und WooCommerce auszuwählen, ist keine ganz leichte Aufgabe. Unsere Anleitung zeigt dir, worauf du dabei achten solltest.
5. Flexibler Versand und Zahlung
Selbst wenn die Benutzerfreundlichkeit des Checkout von Amazon zu wünschen übrig lässt, so punktet der Handelsriese mit seiner großen Bandbreite an Bezahl- und Versandoptionen. Folgende Rückschlüsse ergeben sich hieraus:
- Auch Bezahlanbieter, für die du Gebühren entrichten musst (etwa PayPal), können sich in der Summe lohnen. Nämlich dann, wenn der zusätzliche Gewinn die Kosten übersteigt. Das kannst du ebenfalls mit A/B-Testing ermitteln.
- Einige Shopbesitzer berichten von sehr guten Erfahrungen mit der Option “Kauf auf Rechnung”, die bei vielen als veraltet gilt. Sie lässt sich in WooCommerce recht einfach ausprobieren, wie unser Tutorial dazu zeigt.
- Premium-Versandoptionen für Stammkunden oder gar ein eigener Club (“Amazon-Prime”) sind gute Methoden, um die Kundenbindung zu steigern
In gleicher Weise kannst du darüber nachdenken, deine treuen Kunden mit Sonder- und Staffelpreisen zu belohnen. Aber auch Mitglieder, Abonnenten, Kooperationspartner, Großhändler, Gewerbetreibende, Studierende etc. lassen sich hierüber ansprechen. Siehe hierzu unser Plugin Role Based Prices für WooCommerce. Mit ihm ordnest du deine Kunden individuellen Rollen und Preisen zu, die du beliebig ausbauen kannst:
Es gibt also durchaus einige Möglichkeiten, um gegen die Großen Shopping-Riesen zu bestehen. Wenn du dann auch noch näher am Kunden bist, und seine Bedürfnisse kennst, lohnen sich kleine Webshops durchaus. Wir empfehlen dir abschließend die Lektüre unserer Beiträge:
- Wie du auch als Kleinunternehmer gegen große Konkurrenten gewinnen kannst
- Als kleiner Shop gegen Amazon bestehen?
- Tipps für erfolgreiche Webshop-Texte: So gelingt die Produktbeschreibung
Du hast Fragen zu unserem Beitrag? Stelle diese gerne in den Kommentaren. Du willst über zukünftige Tipps zu Onlineshops und WooCommerce informiert werden? Dann folge uns auf Twitter, Facebook oder über unseren Newsletter.